Kleine Entdecker auf digitalen Spuren

Ein spannendes Praxisprojekt im Rahmen der Ausbildung (November 2023)

In der katholischen Tageseinrichtung für Kinder St. Martinus in Oidtweiler wurde dank des angehenden Erziehers Alexander Bensch ein faszinierendes Medienprojekt ins Leben gerufen, das den Jüngsten einen Einblick in die Welt der Medien ermöglicht. Unter der Anleitung von Herrn Bensch, einem engagierten Erzieher im dritten Ausbildungsjahr am Käthe-Kollwitz Berufskolleg, werden die 4- bis 5-Jährigen durch die wöchentlichen Treffen in Kleingruppen zu echten Medienforscher*innen und lernen jeweils ein anderes Medium besser kennen.

Das Praxisprojekt in der Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft nimmt einen Zeitraum von 3-6 Monaten ein. Herr Bensch legte dabei seinen pädagogischen Handlungsschwerpunkt auf die Medienkompetenz und nahm sich damit zur Aufgabe, die Neugier und Kreativität der jungen Medienenthusiasten zu wecken. Dabei sollen seine Kitakinder bei regelmäßigen Treffen in Kleingruppen (höchstens fünf Kinder und 30 Minuten lang) eine Entdeckungsreise zu verschiedenen Medien erleben. Inhaltlich sind die Medien an sich das Thema und es werden sowohl analoge als auch digitale Medien thematisiert.

Im Eingangsbereich in der Kita wird auf das Projekt aufmerksam gemacht (© St. Martinus Oidtweiler)

Das Lied der Medienforscher

Um den Start jeder Sitzung zu feiern, dichtete Herr Bensch ein spezielles Begrüßungslied für die interessierten Medienforscher. Die Strophe wird von den Kindern mit großer Begeisterung mitgesungen und verfügt sogar über eine eigene kleine Choreografie mit passenden Handbewegungen. In der Turnhalle liegen fünf kleine grüne Matten aus und die Kinder sitzen zum Start bei jedem Treffen vor ihrem Projektleiter und singen lauthals mit:

„Buch, Kamera und vieles mehr!
Was sind wir? Medienforscher!
Es gibt viele Me-di-en
und die lernen wir bald kenn‘!“

Bücher, Kamera und vieles mehr

Herr Bensch startete das Projekt mit dem klassischen Bilderbuch. Das Abenteuer begann demnach mit einer Reise in die Welt der Bücher und ließ die Kinder in spannende Geschichten eintauchen. Danach rückte die Welt der Fotografie in den Fokus. Dank des Geräteverleihs des Euregionalen Medienzentrums besorgte Herr Bensch mehrere Digitalkameras und ließ die Kinder ihre Kita aus ihrer ganz eigenen Perspektive erkunden. Ein wichtiges Thema bei der Einheit war auch das Recht am eigenen Bild. Die Kinder wurden für ihre eigenen Rechte und die der anderen sensibilisiert und holten sich die Zustimmung für jede Aufnahme ein.

Zum Abschluss des Projekts wurde ein großer silberner Koffer, der Themenkoffer zur Filmbildung des Medienzentrums, eingeführt und vorgestellt. Darin befindet sich ein neues Gerät, welches auch Fotos machen kann. „Das Tablet als Gerät ist aber gar nicht so unbekannt. Die Kinder wissen, dass man darauf vor allem Videos schauen kann. Aber was es noch alles Tolles kann, das will ich ihnen hier zeigen“, so Herr Bensch. Zusätzlich lieh Herr Bensch sich auch noch die Green Screen-Wand aus, um weitere Funktionen zeigen zu können und spielerisch Illusionen und Realitäten zum Thema zu machen. Jetzt werden die Kitakinder der Tageseinrichtung St. Martinus also zu Tabletforschern und Spezialisten für visuelle Effekte. Jedes Kind erhielt die Gelegenheit mit dem Tablet Fotos zu machen und dabei noch mit der Apple-App „Photo Booth“ zu experimentieren. Mit der App können mithilfe von Filtern die Fotos direkt bearbeitet werden. So sind z. B. die Farben am Ende ganz andere, die Fotos verzerrt oder es sieht so als würde man durch ein Kaleidoskop schauen.

Alexander Bensch war von Anfang an bewusst, dass der verantwortungsvolle Umgang mit dem Gerät begleitet werden muss und immer nur ein Kind mit seiner Hilfe fotografieren kann. Für die anderen Kinder stellte er die Verkleidungskiste raus und ermutigte die Kinder: „Wir brauchen schließlich ein tolles Motiv und Models, die wir ablichten können. Los, sucht euch eine Verkleidung aus!“ So gab es unterschiedliche Rollen und die übrigen Kinder standen Modell, posierten, hielten bei der Ansage des Fotografen „3, 2, 1 und cheese“ still und durften sich dann in der Gruppe gemeinsam das fertige Endergebnis anschauen. Zurück auf den grünen Matten und jeder an seinem Platz wurden die Fotos gemeinsam besprochen. Mit den Fragen „Wie seht ihr durch die Filter aus?“ oder „Was hat sich verändert?“ stellte Herr Bensch immer wieder einen Bezug zwischen Realität und Fotografie her.

Mit der Unterstützung des Erziehers wurden die anderen Kita-Kinder fotografiert (© St. Martinus Oidtweiler)

Zum Schluss nahm Herr Bensch ein Foto von allen Kindern vor der Green Screen-Wand auf und setzte sie mithilfe der Green Screen App by Do Ink in aufregende Landschaften wie Stränden, Bergen und Wüsten. Allein der Aufbau und das Erkunden der grünen Wand wurde zu einem gemeinsamen Abenteuer. Die Freude der Kinder, wenn sie sich am Ende in der App in kleine Zwerge auf den Bergspitzen verwandelten oder als große Riesen am Strand erschienen, war ansteckend. Ein Kind bemerkte stolz: „Guck mal, wir sind auf dem Bild größer als die Palmen!“

Bei der Bildbearbeitung gab es viel zu lachen (© St. Martinus Oidtweiler)

Ein Mädchen, das eine besondere Verbindung zu Marokko hatte, wünschte sich, in eine Wüste versetzt zu werden, da sie bereits mit ihrer Familie einmal dorthin gereist war. Herr Bensch erfüllte diesen Wunsch, und das Mädchen erzählte von ihren Erlebnissen in der Wüste. Die Kinder erlebten somit gemeinsam die Welt, die sie selbst erschaffen hatten.

Das „Medienforscher“-Projekt eröffnet nicht nur den Kindern die Welt der Medien, sondern fördert auch ihre kreativen Fähigkeiten und ihre Vorstellungskraft. Es zeigt, wie sorgfältig ausgewählte Medienwerkzeuge die Lernprozesse in der frühkindlichen Bildung bereichern können. Die Kinder wurden nicht nur zu Konsumenten, sondern zu aktiven Gestaltern ihrer digitalen Umgebung.

Gemeinsam wird die Green Screen-Wand erforscht (© St. Martinus Oidtweiler)

Alexander Benschs Anleiterin Frau Amberg begleitet das Projekt unterstützend: „Wir sind stolz auf das Engagement und die Begeisterung, die Alexander und die Kinder in dieses Projekt gesteckt haben. Die Eltern sind gleichermaßen beeindruckt, und die Ergebnisse schmücken bald den Eingangsbereich. Dann können die Kinder ihre Werke stolz präsentieren und erklären, was sie über die Medien gelernt haben.“ Die katholische Tageseinrichtung für Kinder St. Martinus Oidtweiler hat es sich zum Ziel gesetzt, innovative Wege in der pädagogischen Arbeit zu beschreiten. Dieses Projekt ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, die Bildung der Kinder auf kreative und zukunftsorientierte Weise zu gestalten. Die Leiterin der St. Martinus-Kita Daniela Meeßen ist ebenfalls begeistert von den mitreißenden Ideen des angehenden Erziehers Herr Bensch: „Wir freuen uns auf die nächsten Abenteuer, die unsere kleinen Medienforscher erleben werden.“

Weiterführende Materialien und freizugängliche Bildungsmedien

In der Bildungsmediathek NRW gibt es auch für den Elementarbereich nützliche Medienpakete zum Beispiel zum Thema „Medien“. Erzieher*innen haben mit der Bildungsmediathek NRW freien Zugriff auf eine Mediathek, die unter anderem Filme, Konzeptionen zu Projekttagen bzw. -wochen, Bastelanleitungen, Ausmalbilder und viele Spieleideen bereithält. Mit der Nutzung der didaktischen Medienpakete können dann Kompetenzen im Zuhören, Nacherzählen, in der Konzentration oder beim Gedächtnistraining gefördert werden. Die Kinder bekommen neue Sprechanlässe und setzen sich mit dem Thema auseinander. Da die digitale Infrastruktur in Kitas oft noch nicht so stark ausgebaut ist, ist ein großer Vorteil der Bildungsmediathek NRW, dass alle Medienpakete downloadbar und somit offline nutzbar sind.

Suchergebnisse bei dem Stichwort „medien“, gefiltert nach „Elementarbereich“ (© Euregionales Medienzentrum)
Jessica Szkodzinski

Über die Autorin: Jessica Szkodzinski ist seit Juli 2022 als Referentin für Medienbildung im Euregionalen Medienzentrum tätig, beschäftigt sich vordergründig mit der Medienkompetenzförderung der Jüngsten und ist mit den vielfältigen Medienthemen im frühkindlichen Bereich bestens vertraut. Dazu gehört auch die Durchführung der „Medienkompetenten KiTa“-Qualifizierung. Ihr Know-how im Bereich der Medienwissenschaft und der Medienpädagogik vermittelt sie leidenschaftlich gerne in diversen Schulungen und Beratungen an pädagogische Lehr- und Fachkräfte, Bildungseinrichtungen sowie Bildungsträger. Sie ist ebenfalls Trainerin für die Qualifizierung von Internet-ABC-Lehrkräften.

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