Warum wir Informatik in der Grundschule brauchen
Eine medienpädagogische Stellungnahme (November 2022)
ChatGPT ist längst in aller Munde. Eine Software, die auf Kommando Texte produziert, die verständlich und gut lesbar sind. Zugleich steht die Frage im Raum, welcher Software-Riese als nächster KI und Algorithmen in bereits bestehende Software integrieren wird, um beim nächsten großen Ding die Nase vorn zu haben. Die Auswirkungen von solchen digitalen Tools sind noch kaum zu ermessen, werden uns als Gesellschaft aber nachhaltig und langfristig beeinflussen.
Als zentrales Foto steht dennoch eine Anleitung von einem Spielzeug, das bewusst junge Kinder als Zielgruppe hat, in diesem Artikel. Denn bei aller Begeisterung oder Furcht vor dem sich immer neu entwickelnden „Neuland“, darf nicht vergessen werden, dass sich unsere Gesellschaft bereits seit geraumer Zeit enorm verändert hat. Sie ist digitaler geworden. Und in genau dieser Gesellschaft wachsen Kinder auf.
Auf dem Foto sehen Sie eine Bauanleitung für ein Spielzeug eines bekannten Herstellers. Die Bauanleitung ist dem Alter entsprechend sehr simpel, eine Figur muss auf einen Schlitten gesteckt werden. Auffällig ist jedoch die Anleitung selbst, denn auf der ersten Seite ist rechts prominent platziert ein QR-Code zu sehen. Öffnet man diesem mit einem Browser, wird man zu einem App-Store geführt, von dem aus man eine App des gleichen Herstellers installieren kann. Von der Figur mit einem Schlitten ist zunächst nichts mehr zu sehen.
Bisher war es klar, wie weit sich unsere Gesellschaft geändert hat: vom Personalausweis, über die Terminvereinbarung beim Arzt bis zur digitalen Teambesprechung hat die Digitalität Einzug in unseren Alltag gehalten und wird dort auch bleiben. Wenn nun aber auch der Alltag der Jüngsten unter uns immer digitaler wird, dann sollte man überlegen, wie man Wissen und Kompetenzen um dieses Phänomen in den Bildungsalltag integrieren kann. In dem hier gezeigten Beispiel der Anleitung muss klar sein, was ein QR-Code ist und dass man so etwas mit einem Browser verwenden kann. Ohne besondere Kenntnisse darum handelt es sich um eine rein beliebige Beziehung.
- ein Problem zu beschreiben,
- die zur Lösung des Problems erforderlichen Details zu identifizieren,
- das Problem in kleine, logische Schritte zu zerlegen,
- anhand dieser Schritte einen Prozess (Algorithmus) zur Lösung des Problems zu erstellen
und dann diesen Prozess zu beurteilen.“
Wer hier an problemorientierten Unterricht denkt, hat die große Analogie zum etablierten Unterrichtskonzept entdeckt. Beide Ansätze basieren auf dem Lösen von Problemen. Informatisches Denken legt zudem die grundlegenden Kompetenzen im Umgang mit Aufgaben der Informatik an, die dadurch erlernten Kenntnisse lassen sich auch auf andere Bereiche anwenden.
Dabei braucht man keine aufwendigen Computer und Geräte oder technischen Mittel. Auf vielen Seiten finden Sie bereits heute Materialien, die im Bildungsalltag eingesetzt werden können und die diese Kompetenzen frei von elektrischen Komponenten vermitteln. Die bereits verlinkte Internetseite CS Unplugged hat viele, auch auf Deutsch verfügbare Materialien im Angebot, alle stehen unter der Creative Commons Lizenz und lassen sich problemlos kopieren und weitergeben.
Wer sich weiter einlesen möchte, über unsere digitale Gesellschaft, kann das bei Felix Stalder machen. Sein Buch „Kultur der Digitalität“ analysiert sehr anschaulich, wie diese digitale Gesellschaft entstanden ist und nimmt dabei mehr als nur einzelne Phänomene der Gegenwart in den Blick.
David Falke
Über den Autor: Seit Juni 2022 arbeitet David als Medienpädagoge im Euregionalen Zentrum für digitale Bildung. Als studierter und examinierter Gymnasiallehrer mit den Fächern Deutsch und Geschichte und einem großen Faible für alles Digitale besitzt er viele Kenntnisse in Theorie und Praxis. Neben den Tablet-Qualifizierungen für den Offenen Ganztag und anderen Projekten betreut David Falke die Trickfilmarbeit und legt immer einen großen Wert auf die praktische Arbeit zum Thema. Learning by Doing ist dabei seine Devise.
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