Programmieren mit den Großen inspiriert
Gymnasium und Grundschule bringen als Tandem durch ein NRW-Projekt Informatik-Expertise in die Region (Dezember 2024)
Um sich in einer sich rasant verändernden digitalisierten Welt behaupten zu können, benötigen Schüler*innen heutzutage neben digitalen Anwendungskompetenzen und kritischer Medienkompetenz auch informatische Kompetenzen. Dazu zählen u.a. der Erwerb grundlegender Programmierfähigkeiten sowie ein Verständnis und die kritische Auseinandersetzung von automatisierten Prozessen im Alltag.
Der Medienkompetenzrahmen NRW, das Instrument des Landes zur Implementierung von Medienkompetenz im Fachunterricht, dient den Schulen bereits als Werkzeug, um dem Bildungsauftrag – der Vermittlung ebendieser Kompetenzen – gerecht zu werden. Insbesondere der sechste Kompetenzbereich »Problemlösen und Modellieren« bietet Möglichkeiten für die Integration informatischer Grundbildung im Unterricht.
Ein von der Bezirksregierung Düsseldorf initiiertes Projekt nimmt nun insbesondere die Förderung solcher Kompetenzen im Übergang von Grundschule zur weiterführenden Schule in den Blick. Im Rahmen dessen erhält seit dem 1. August 2023 ein Pool an beteiligten Lehrkräften aus den verschiedenen Schulformen von den Düsseldorfer Fachberater*innen Unterrichtseinheiten, die vollständig oder abgewandelt mit einer regionalen Partnerschule getestet werden sollen. In regelmäßigen Treffen diskutiert dieser Expert*innenkreis ihre Erfahrungen mit dem Ziel, unter anderem abschließend zielführende Unterrichtsvorhaben und – materialien zum Erwerb von Kompetenzen der Informatischen Grundbildung in der Primarstufe zu entwickeln sowie den schulinternen Lehrplan Informatik der weiterführenden Schulen an die Unterrichtsvorhaben der Primarstufe anzupassen.
Auch das Aachener Gymnasium Viktoriaschule mit Frau Klein und die Grundschule Michaelsberg vertreten durch Frau Herrmann sind seit Beginn des Projektes „Informatische Grundbildung in der Primarstufe und in der Jahrgangsstufe 5 gestalten“ mit dabei.
Das Euregionale Zentrum für digitale Bildung möchte dieses zukunftsweisende schulübergreifende Projekt begleiten und berichtet ab sofort im Bildungsblog der Website darüber.
Kinder profitieren von der Projektteilnahme zweier Aachener Schulen
Im Frühjahr 2024 haben die „Informatik-Pat*innen“ des Aachener Gymnasiums Viktoriaschule erstmals gemeinsam mit den damaligen Drittklässler*innen der Grundschule Michaelsberg kleine BlueBots programmiert und diese im Anschluss über selbst erstellte Parcours fahren lassen. „Es ist spannend zu beobachten, wie viel natürlicher sich unsere Grundschülerinnen und Grundschülern im Austausch mit den älteren Kindern dem Thema Informatik nähern, als wenn ich es ihnen in meiner Funktion als Lehrerin vermittelt hätte“, schwärmt Frau Herrmann, Konrektorin und Lehrerin für Informatische Grundbildung (IG) an der Grundschule Michaelsberg.
Vor den Sommerferien 2024 besuchten dann im Umkehrschluss die Drittklässler*innen das Gymnasium Viktoriaschule und ließen sich wieder von den Großen hinsichtlich des Themas Programmiersprache inspirieren – dieses Mal mit Hilfe der Calliope Minis. „Allerdings“, sagt Frau Herrmann klar: „waren die BlueBots für meine Klasse eingangs zugänglicher als die Calliope Minis. Denn mit den BlueBots konnten wirklich alle sofort etwas machen, unabhängig von ihren individuellen Kompetenzen.“
Trotzdem hat Schulleiterin Herrmann den Einsatz von den über das Pilotprojekt gespendeten Calliope Minis fest in ihren derzeitigen IG-Lehrplan für die mittlerweile vierte Klasse eingeplant und auch hierfür bereits geeignete Anwendungsmöglichkeiten für den Unterricht entwickelt.
Gelebte Informatische Grundbildung an der GS Michaelsberg – auch über das Projekt hinaus
Die Kooperation ist für das Aachener Gymnasium und die Grundschule so bereichernd, dass die beiden Bildungseinrichtungen auch über das im Sommer 2025 auslaufende Pilotprojekt hinaus gemeinsame Aktivitäten fest in ihre Lehrpläne verankern möchten.
Sollte sich das Tandemformat zwischen der IG-Grundschulklasse und der Informatik-AG der Viktoriaschule demnach wie geplant nachhaltig implementieren lassen, möchte Frau Herrmann noch eine weitere Lehrkraft mit IG-Expertise als Verstärkung hinzuziehen. Damit wäre das Thema informatische Grundbildung an ihrer Schule nicht nur personell gut vertreten, sondern würde durch die enge Zusammenarbeit mit dem naheliegenden Gymnasium zudem den sensiblen Übergang von der Grund- in die weiterführende Schule schließen.
Zudem trifft sich an der Grundschule Michaelsberg im wöchentlichen Wechsel eine Klassenhälfte von Frau Herrmann zum Förderunterricht, während die anderen Kinder gemeinsam mit ihr die facettenreiche Welt der Informatik erforschen. „Die Inhalte, die uns in diesem Pilotprojekt zur Verfügung gestellt werden, eignen sich selbstverständlich auch für den Mathematik- und Sachunterricht“, erklärt die sehr engagierte Lehrerin: „Doch die derzeitige zusätzliche IG-Stunde hat sich bei uns sehr gut bewährt, da wir dadurch trotzdem noch den regulären Schulunterricht abdecken können.“
Vorschau: Mehr Praxisideen sowie mögliche zukünftige Maßnahmen in NRW
Im nächsten Artikel wird zum einen darüber berichtet, welche weiteren bewährten Praxisideen hinsichtlich Informatischer Grundbildung die Grundschule Michaelsberg und das Gymnasium Viktoriaschule konkret durchgeführt und geplant haben. Zum anderen werden potenzielle nächste Schritte und Maßnahmen vorgestellt, die in einem Treffen zwischen dem Schulministerium NRW und allen weiteren an dem Projekt beteiligten Akteur*innen Anfang 2025 diskutiert werden.
Anna Metzger
Über die Autorin: Anna Metzger ist seit Juni 2018 als Referentin für Medienbildung im Euregionalen Zentrum für Digitale Bildung tätig. Ihr Herz schlägt dafür, Lehr- und pädagogische Fachkräfte sowie Bildungseinrichtungen und Träger*innen für die Herausforderungen rund um die Digitalisierung stark zu machen und individuell zu unterstützen. Dabei hat sie immer die betroffenen Kinder und Jugendlichen im Blick. Geprägt wurde ihre Arbeit nicht nur durch ihr Lehramtsstudium und ihren Master in Kommunikationswissenschaft, sondern auch durch ihre vielfältigen Tätigkeiten im nationalen und internationalen Bildungsbereich in Museen, Stiftungen oder wissenschaftlichen Einrichtungen.
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