Das Euregionale Medienzentrum startet zukunftweisendes Projekt im Bereich der frühkindlichen Bildung

Erzieher*innen werden im Umgang mit digitalen Medien geschult (Juni 2019)

Wischen, entsperren und los geht’s – ganz natürlich gehen Kinder heute schon in jungen Jahren mit digitalen Medien um. Damit die Heranwachsenden diese allerdings sinnvoll nutzen können, benötigen sie die kompetente Unterstützung von Eltern und Fachkräften. Das Euregionale Medienzentrum hat nun das Projekt „Medienkompetente KiTas“ für die Stadt und StädteRegion Aachen ins Leben gerufen. Neben dem Verleih von zehn Tablets für Vorschulkinder steht dabei vor allem die Qualifizierung der Erzieher*innen in medienpädagogischen Fragen im Mittelpunkt. Dadurch werden die Pädagogen befähigt, digitale Medien zukünftig auch eigenständig in ihre Arbeit zu integrieren.

Richtiger Gebrauch von digitalen Medien

Susanne Schwier, Beigeordnete der Stadt Aachen für Bildung und Kultur, Schule, Jugend und Sport, betont die Wichtigkeit dieses Projekts: „Digitalisierung passiert – seit vielen Jahren, überall und alterslos. Sie betrifft auch die ganz Kleinen schon. Dabei kommt es vor allem auf den richtigen Gebrauch mit den neuen Medien an.“ Die geschulten Erzieher*innen wappnen die Kinder so zum einen für die medienreiche Alltagswelt, zum anderen werden sie zeitgemäß auf die fortlaufende Medienbildung in der Schule vorbereitet. Das Projekt wird deshalb auch gezielt für Vorschulkinder, an der Schnittstelle zum Schullalltag angesetzt.

Das Euregionale Medienzentrum reagiert mit dem Projekt auf die sich verändernden Lebenswelten von Heranwachsenden in Bezug auf Mediennutzung. Sehr viele Vorschulkinder verwenden Medien zu Hause fast ausschließlich für Spiele oder Videoclips. Wenn sie jedoch nicht früh lernen, dass diese Geräte auch als Informationsquelle, Ausdruck der eigenen Kreativität oder Lernwerkzeug genutzt werden können, werden die Kinder das Medium auch im weiteren Bildungsverlauf in der Regel nur einseitig nutzen.

„Noch nie war Wissen so schnell und vielfältig und stets aktuell abrufbar wie heute. Das ist ein enormer Vorteil. Es ist aber auch eine große Aufgabe, den vernünftigen Umgang mit diesen Medien zu vermitteln. Das bedeutet eine große Verantwortung“, betont Schwier.

Die Medienpädagogin Anna Metzger wird das Projekt begleiten ©Andreas Hermann

Frühzeitige Heranführung

Das Projekt „Medienkompetente Kitas“ des Euregionalen Medienzentrums bietet den Fachkräften hier Hilfe an, die dringend nötig ist. Markus Terodde, Dezernent für Bildung, Jugend und Strukturentwicklung der StädteRegion Aachen, begrüßt diese Hilfestellung, da „die Digitalisierung in der grundsätzlichen Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher bislang noch keinen großen Platz hatte. Denjenigen, die von Haus aus nicht entsprechend geschult sind, müssen auf den aktuellen Stand gebracht werden. Das wird auch eine Aufgabe des Projekts sein.“ Auch der Zeitpunkt, Kinder frühzeitig bei der Mediennutzung zu begleiten, sei richtig, sagt Terodde. „Mit dem Eintritt in die weiterführenden Schulen hat ein sehr großer Teil der Kinder bereits ein eigenes Smartphone, ohne damit automatisch auch kritisch umgehen zu können. Es ist daher sinnvoll, Vorschulkinder bereits im Vorfeld an das Thema Medienkompetenz heranzuführen, um sie auf den bewussten Umgang von digitalen Medien vorzubereiten. Die richtige Unterstützung der Fachkräfte ist da eine zentrale Aufgabe.“

Spezieller Fokus auf Schulung der Fachkräfte

Fortbildungen für pädagogische Lehr- und Fachkräfte sind eine zentrale Dienstleistung des Euregionalen Medienzentrums. Der Vorschulbereich ist hierbei ein fester Bestandteil, wie Leiterin Lara Langfort-Riepe berichtet: „Wir bieten Medienangebote für Vorschulgruppen sowie Schulungen für Erzieher*innen schon seit etwa 20 Jahren an. In den letzten Jahren ist dort ein erheblicher Mehrbedarf entstanden, weil die Kinder immer früher mit digitalen Medien in Kontakt kommen. Deshalb wurden die Angebote in diesem Bereich auch weiter ausgebaut und entwickelt. Der pädagogische Einsatz von Tablets in den KiTas ist dabei ein neues mobiles Qualifizierungsangebot für die komplette Region.“ Die Erfahrungen aus einem sehr erfolgreichen Angebot für Schulen, bei dem ein Tablet-Koffer nur in Verbindung mit einer Qualifizierung der Lehrkräfte entliehen wird, sind in das neue KiTa-Projekt eingeflossen. „Durch die Kombination aus Schulung und Verleih erhalten die Einrichtungen in Stadt und StädteRegion so zum einen die Möglichkeit, digitale Medien in ihre Arbeit mit Vorschulkindern einzubinden, und zwar unabhängig von ihrer bisherigen Ausstattung. Zum andern kann durch die Qualifizierung der Erzieher*innen eine nachhaltige Wirkung bei der Förderung von Medienkompetenz im Vorschulalter erzielt werden“, sagt Langfort-Riepe.

Als Unterstützung für die stetige Nachfrage im Vorschulbereich und der Qualifizierung von pädagogischen Fachkräften – so auch im Projekt „Medienkompetente KiTas“ – wurde die Medienpädagogin Anna Metzger mit ins Team geholt, die viel Erfahrung in diesem Bereich mitbringt.

Die KiTa als Bildungsraum

Die Schulungen der Fachkräfte bestehen aus einem medienpädagogischen und einem technischen Teil und werden durch den Verleih von Tablets unterstützt, die mit Apps ausgestattet sind, die von den Medienpädagoginnen des Medienzentrums in Zusammenarbeit mit Kitas aus der Region erprobt wurden. Mit Tablets setzt das Medienzentrum auf die Multifunktionalität und intuitive Handhabung, die sowohl den Kindern als auch ihren Betreuerinnen und Betreuern leicht fällt. Die KiTa als Bildungsraum kann allen Kindern die gleichen Chancen eröffnen, einen kompetenten Umgang mit Medien zu erlernen. „Wichtig ist uns dabei, dass wir ein gesamtes Kita-Team schulen, da wir so auch auf unterschiedliche Meinungen, Erfahrungen und Vorbehalte in Bezug auf die neuen Medien eingehen und moderieren können.“ Dabei geht der medienpädagogische Teil der Schulung auf die Reflexion der eigenen Erfahrungen und der eigenen Haltung zu digitalen Medien ein. „Das ist wichtig, weil ich mir als Erzieherin beim pädagogischen Einsatz von digitalen Medien mit Kindern meiner eigenen Haltung hierzu bewusst sein muss.“, sagt Metzger. „Auch auf die Ängste und Sorgen von Eltern können Erzieher*innen nur reagieren, wenn sie sich darüber im Vorfeld Gedanken gemacht haben.“

Luise Oebel lieferte mit einer begleitenden Studie wichtige Daten zum Projekt ©Luise Oebel

Keine technische Voraussetzung nötig

Das Euregionale Medienzentrum wird im Zusammenhang mit den Schulungen ab Juni einen Tabletkoffer mit zehn iPads und entsprechendem Zubehör an die Kindertageseinrichtungen in Stadt und StädteRegion verleihen. Die Dauer der Ausleihe beträgt sieben Wochen, damit die Kitas ausreichend Zeit haben, sich die Tablets anzueignen und mit den Kindern zu nutzen.

Alle einschlägigen Anwendungen der Tablets sind auch Offline einsetzbar, deswegen müssen die Einrichtungen selbst über keine besonderen technischen Voraussetzungen oder WLAN verfügen.

Ab jetzt können sich die Kitas in Stadt und StädteRegion Zeiträume für das Angebot sichern. Der Koffer und die dazugehörige Schulung stehen ab Juni 2019 zur Verfügung. Anna Metzger wird das Projekt begleiten und die Schulungen durchführen.

In der Pilotphase werden drei Kitas aus Stadt und StädteRegion Aachen begleitet ©Euregionales Medienzentrum

Lara Langfort-Riepe

Über die Autorin: In der Abizeitung stand bei Berufswunsch: Irgendwas mit Medien für Kinder! Denn schon während ihrer Schulzeit berichtete Lara als rasende Reporterin für junge Menschen. Nach einem wissenschaftlichen Magisterstudium in Greifswald und Münster mit den Schwerpunkten Kindermedien, Medienbildung und Recht sowie einem Fernseh-Volontariat in Köln waren die Kindernachrichtensendung logo! genau wie der Kinderkanal KIKA und die Film- und Fernsehschule in Hamm wichtige Stationen in ihrem beruflichen Leben. So ist es kaum verwunderlich, dass Lara ein großes Faible für die Filmbildung hat. Seit dem Jahr 2016 leitet sie das Euregionale Zentrum für digitale Bildung.

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